Mittwoch, 9. Oktober 2013

Rezension: Profiler von Joachim Käppner


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Gebunden € 21,90

Kindle eBook € 16,99

Hanser Verlag





Gebundene Ausgabe: 352 Seiten
Verlag: Hanser Berlin (26. August 2013)
ISBN-10: 3446243682
ISBN-13: 978-3446243682
ASIN: B00EE8Q1IY

Dank amerikanischer Filme und Fernsehserien sind uns Profiler ziemlich bekannt. Sie schaffen es immer wieder, Profile von Tätern zu erstellen, so dass diese innerhalb der vorgegebenen Sendezeit gefangen werden können. Dass dies nicht wirklich etwas mit der Realität zu tun haben dürfte, sollte jedem klar sein. Dieses Buch ist nun dazu da, dem Leser die Arbeit der Operativen Fallanalytiker, die Entwicklung des Berufs und die Fälle, mit denen sie sich beschäftigen müssen, näher zu bringen.

Inhalt:

Joachim Käppner erzählt von der Arbeit der "operativen Fallanaytiker" in Deutschland. Er geht auf die geschichtliche Entwicklung des Profiling ein, zeigt an Fallbeispielen wie es schließlich zu dem sehr methodisch Vorgehen gekommen ist, dass sogar vor Gericht Verwendung findet. Vor allem wird auf die Münchener OFA rund um Alexander Horn eingegangen, die schon 2006 die NSU-Morde mit extremistischen Einzeltätern in Verbindung brachten, was allerdings bei ihren Kollegen kein Gehör fand.

Cover:

Ein schattenwerfender Schattenriss geht davon, ein sehr passendes Bild für die Arbeit der Profiler, die immer hinter diesen Schatten sehen wollen. Ein Cover, das durchaus auch zu einem Krimi gepasst hätte.

Kritik:

Das Buch bietet einen umfassenden Einblick in die Entwicklung des Profiling. Es beginnt mit historischen Ansätzen bei Jack the Ripper und dem Vampir Peter Kürten, zeigt die Entwicklung in den USA und die Gründung der OFA München 1995. Der Alltag wird dargestellt, weitere Fälle, Misserfolge und die kontinuierliche Weiterentwicklung der Disziplin gezeigt. Und schließlich endet das Buch bei dem NSU-Fall, der zum kritischen Hinterfragen des Profiling in Deutschland führen müsste.
Einige der beschriebenen Fälle waren mir schon bekannt, aber ich fand es spanned, sie aus Sicht der OFA kennen zu lernen. Der Alltag, der überhaupt nicht dem Fernsehserienbild entspricht, und die Voraussetzungen, um den Beruf zu ergreifen, sind sehr interessant. Fesselnd wird beschrieben, wozu OFAs fähig sind, wo ihre Grenzen zu sein scheinen und wie die Zukunft auf neuen Betätigungsfeldern aussehen kann. Dieses wird von Joachim Käppner alles andere als trocken vermittelt. Ein Sachbuch, was sich selbst fast wie ein Krimi liest.
Man wundert sich immer wieder über den Starrsinn anderer Abteilungen, über fehlende Kritikfähigkeit und kommt nicht darum herum, die Leute zu bewundern, die versuchen, sich in den Täter hineinzuversetzen.
Ich war gefesselt von den Geschichten hinter den Geschichten. Nicht der Täter spielt hier die Hauptrolle, sondern diejenigen, die ihm auf die Spur kommen, indem sie wahrscheinliche Wesenszüge für ihn herausarbeiten. Betont wird, dass die Fälle, in denen Profiler zum Einsatz kommen, zum Glück in Deutschland eine verschwindend geringen Anteil darstellen. Da diese sich aber von der Presse gut benutzen lassen, scheinen sie sich gehäuft im Gehirn der Menschen festzusetzen. Das Buch beruhigt also auch ein bisschen, wir sind zum Glück kein Paradies für Serientäter und Kinderschänder.

Fazit:

Ein Sachbuch, dass ich jedem ans Herz legen kann, der sich für reale Polizeiarbeit in Deutschland interessiert. Es entzaubert den Beruf des operativen Fallanalytikers und bringt ihn auf den Boden der Tatsachen zurück. Es ist faszinierend zu sehen, was möglich ist, auch wenn die Arbeit weit weniger fernsehtauglich ist, als uns die Amerikaner weißmachen wollen. Ein lesenswertes Buch über eine junge Disziplin, die sich immer weiter entwickelt und in Spezialfällen schon vieles geleistet hat. Packende Lektüre, die viel Wissen vermittelt.



Buchvorstellung:

Über den Autor:

Joachim Käppner, geboren 1961, ist gegenwärtig Ressortleiter München bei der Süddeutschen Zeitung und Kolumnist der SZ am Wochenende. Von 1992 bis 2000 arbeitete der studierte Historiker als Redakteur und Reporter beim Deutschen Allgemeinen Sonntagsblatt. Er veröffentlichte u. a. Erstarrte Erinnerung. Der Holocaust im Spiegel der DDR-Geschichtswissenschaft (1999) und ist Herausgeber und Mitautor von Die letzten 50 Tage: 1945 — als der Krieg zu Ende ging (2005) und Befreit, besetzt, geteilt. Deutschland 1945—1949 (2006). Joachim Käppner lebt in München.

(Quelle: Berlin Verlag)


Kurzbeschreibung:

Spätestens seit dem Film "Das Schweigen der Lämmer" ist um Profiler ein enormer Kult entstanden. Joachim Käppner erzählt davon, wie "operative Fallanalytiker" in Deutschland wirklich arbeiten. Ausführlich beschreibt er vor allem die Münchner Profiler um Alexander Horn, die bereits 2006 die Neonazi-Morde des NSU an neun Ausländern als Verbrechen extremistischer oder wahnsinniger Einzeltäter einstuften. Damals glaubte ihnen keiner, und die Ermittler suchten weiter eine ominöse ausländische Mafiagruppe. Was Käppner über die Hintergründe und Ermittlungspannen berichtet, liest sich selbst wie ein Krimi.

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